Ernährung und chiropraktische Justierungen gegen Entzündungen
Wie neue Studien belegen, ist die Frage, wie wir altern, kein unabänderliches Schicksal. Jenseits von Werbeversprechen haben wir alle durchaus Einfluss auf unsere Lebensqualität. Zwei Schlüsselbegriffe kommen dabei zum Tragen: Energieerzeugung im Gehirn und Entzündungsmediatoren. Diesen beiden gehen wir hier genauer auf den Grund und betrachten dabei auch die Rolle, die Chiropraktik dabei spielen kann.
Fangen wir mit dem an, das wir alle für selbstverständlich halten: Mit dem Verstreichen von Zeit altern wir. Und allen Bemühungen der Wissenschaft und anderer Zweige zum Trotz lässt sich daran auch auf absehbare Zeit nichts ändern. Doch schon jetzt ist klar: Nicht alle Menschen altern gleich. Um das individuelle Alterungstempo von Personen zu bestimmen, untersuchten so genannte Biogerontolog*innen 954 Personen, deren Geburtsalter bei allen 38 Jahre war. Sie untersuchten eine Reihe von Biomarkern – darunter Blutdruck, Knochendichte und Zahnfleischgesundheit. Zur großen Überraschung ergab sich aus den Werten eine Spannbreite des biologischen Alters von 28 bis 61 Jahren. Wohlgemerkt bei exklusiv 38-Jährigen. Diejenigen, die körperlich schneller alterten, sahen auch älter aus und berichteten über mehr Gesundheitsprobleme.1 Wie kann das sein und was können wir daraus lernen?
Entzündungsgeschehen: Grundrauschen statt Offensichtlichkeit
Es stellt sich heraus, dass ein Hauptmerkmal des Alterungsprozesses Entzündungen sind. Damit sind nicht offensichtlich infizierte Wunden gemeint, sondern die leisen, unbemerkten entzündlichen Prozesse in unserem gesamten Körpersystem. Je länger wir leben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei uns zeitgleich mehrere dieser Prozesse ablaufen, z.B. im Darm, in Muskeln, in den Gelenken etc. Dieses entzündliche Grundrauschen trägt nachweislich zur Entwicklung von Atherosklerose (Fettablagerungen in den Arterien), Diabetes, Bluthochdruck, Gebrechlichkeit, Krebs und auch kognitivem Abbau bei. Messbar ist dies im Körper u.a. über die Menge eines Entzündungsmoleküls namens Prostaglandin E2 (PGE2).
Eine im Januar 2021 veröffentlichte Studie2 zeigt, dass eine spezifische Art weißer Blutkörperchen extrem empfindlich auf Veränderungen des PGE2-Spiegels reagiert. Diese weißen Blutkörperchen, die so genannten Mikroglia, kommen im Gehirn vor. Das Forschungsteam fand heraus, dass der Kontakt mit dem Entzündungsmolekül PGE2 die Fähigkeit der Mikroglia und verwandter Zellen, Energie zu erzeugen und normale zelluläre Prozesse auszuführen, stark beeinträchtigt. Im Ergebnis lassen auch die kognitive Leistung und damit nicht nur das Gedächtnis, sondern die gesamte Regelfähigkeit unseres Gehirns nach.
Dieser Prozess ist jedoch nicht unumkehrbar. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass der Verzehr von Blaubeeren und anderen Obst- und Gemüsesorten wie Spinat die kognitiven Fähigkeiten u.a. von älteren Menschen verbessert. Diese Lebensmittel sind reich an sekundären Pflanzenstoffen, sogenannten Polyphenolen, wie beispielsweise Resveratrol. Resveratrol, das z.B. in Weintrauben enthalten ist, wurde aufgrund seiner umfangreichen pharmakologischen Aktivität untersucht. Es hat sich gezeigt, dass Resveratrol die Produktion von Entzündungsmediatoren (körpereigene Stoffe, die eine Entzündungsreaktion des Körpers einleiten oder aufrechterhalten) hemmt. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Resveratrol das Entzündungsmolekül PGE2 auf zellulärer Ebene blockieren kann – ein weiterer Weg, über den dieses Polyphenol seine positive Wirkung entfalten kann.3 Grundsätzlich gelten alle Lebensmittel, die reich an Antioxidantien sind, als entzündungshemmend.
Nicht ob, sondern wie
Das heißt: Nicht ob wir altern, entscheidet über unsere Lebensqualität, sondern wie wir altern. Erhalten wir ein entzündungsarmes Körpersystem und unterstützen die regenerativen Prozesse im Gehirn, steigt die Chance auf ein glückliches, unbeeinträchtigtes Alter. Und genau hier setzt auch die Chiropraktik an.
Sie nutzt die umfassende Vernetzung unserer nervalen Systeme, um das Gesamtgeschehen im wahrsten Sinne des Wortes zu entstressen. Wenngleich noch nicht alle Funktionszusammenhänge klar sind, gibt es eine Reihe von Studien, die den Zusammenhang von Justierungen und einem Rückgang von Entzündungsmediatoren aufzeigt.4,5 Chiropraktik strebt dabei grundsätzlich danach, das Nervensystem in seiner Fähigkeit zu unterstützen, reaktiv auf Herausforderungen zu antworten. Justierungen als Unterstützung der Lern- und Entwicklungsfähigkeit des Gehirns, auch Neuroplastizität genannt, sind ebenfalls gut dokumentiert.6 Mit der Bereitschaft zum Mitwirken an der eigenen Gesundheit – durch eine entsprechende Ernährung und Lebensweise inklusive Justierungen – haben wir alle eine Möglichkeit, positiv auf unseren Alterungsprozess einzuwirken.
Quellen (zuletzt aufgerufen am 25.05.2022):
(1) https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.1506264112
(2) https://doi.org/10.1038/s41586-020-03160-0
(3) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19751497/
(4) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16396725/
(5) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18507834/
(6) https://www.hindawi.com/journals/np/2016/3704964/