Was macht uns krank, was hält uns gesund? Diese Fragen beschäftigen die Chiropraktik ganz grundsätzlich. Denn die Fähigkeit, mental, körperlich und intellektuell auf die Anforderungen des modernen Alltags angemessen zu reagieren, ist einer wachsenden Belastung ausgesetzt. Das zeigt auch der Gesundheitsreport 2022 der Techniker Krankenkasse (TK).
Psychische Störungen bildeten im Jahr 2021 zum vierten Mal in Folge den Spitzenplatz bei den Krankmeldungen. Im Jahr 2006 waren psychische Störungen demgegenüber erst für etwa 1,4 Fehltage pro Person verantwortlich. Bis 2021 sind die Fehlzeiten damit um insgesamt 119 % gestiegen.1
Psychische Probleme wie Angstzustände und Depressionen waren schon vor der Verbreitung von COVID-19 eine der Hauptursachen für globale Gesundheitsprobleme. Sie haben sich jedoch weiter verschlimmert. Seit dem ersten Jahr der COVID-19-Pandemie sind die Angst- und Depressionsraten weltweit um überwältigende 25 % gestiegen.
Allein die Zahlen können schon deprimieren. Es geht hier aber vielmehr um die Frage, welche Maßnahmen gute Schritte bei der Prävention sein können. 2 Ein erster Aspekt ist sicherlich der bereits an anderer Stelle ausgeführte Positiv-Effekt von Sport.
1. Bewegung ist wie Medizin für das Gehirn
Arash Javanbakht, Professor für Psychiatrie an der Wayne State University, betont den Zusammenhang zwischen Bewegung und psychischem Wohlbefinden: Regelmäßiges Training, speziell Ausdauertraining, verändert wirklich die Gehirnbiologie. Ein Schritt mehr ist besser als keiner, und drei Kniebeugen sind besser als keine Kniebeuge. Seien Sie dabei aber nett zu sich selbst und tun Sie so viel, wie Ihnen möglich ist. Drei Minuten Tanzen zu Ihrer Lieblingsmusik zählen auch.
2. Social Media und die Macht der Pause
Laut Jelena Kecmanovic, Professorin für Psychologie an der Georgetown University, reduziert eine geringere Bildschirmzeit negative Gefühle. Empfindungen wie Isolation, Einsamkeit und Neid werden beim Scrollen in sozialen Medien tendenziell verstärkt. Sie hebt hervor, dass selbst eine fünftägige Auszeit von Facebook zu weniger Stress und höherer Lebenszufriedenheit führen kann. Social Media wie Facebook, Instagram und Co nur noch maximal 10 Minuten pro Tag zu nutzen, führe messbar zu weniger Einsamkeits- und Depressionsgefühlen.
3. Das Undenkbare: nichts tun
Für viele Personen ist das Selbstoptimieren und das Gefühl, bestimmte Ziele erreichen zu müssen so selbstverständlich geworden, dass Müßiggang geradezu einen schlechten Beigeschmack bekommen hat. Sehr zu unrecht. Findet auch Simon Gottschalk, Professor für Soziologie an der University of Nevada, Las Vegas: „In diesem Zeitalter, in dem wir rund um die Uhr erreichbar sind, mag die Aussicht, nichts zu tun, unrealistisch und unvernünftig erscheinen. Aber es war noch nie so wichtig wie heute.“ Müßiggang mit Unproduktivität gleichzusetzen, verrät ein kurzsichtiges Verständnis von Produktivität. Tatsächlich legt die psychologische Forschung nahe, dass Nichtstun eine wesentliche Voraussetzung für Kreativität und Innovation ist. Scheinbare Untätigkeit eines Menschen schafft erst den Raum für neue Einsichten. Unter Volllast schafft es das Gehirn einfach nicht mehr, um die Ecke zu denken.3
4. Regulation durch Justierungen 4
Chiropraktische Behandlungen befassen sich mit der Gesamtheit der menschlichen Erfahrung. Wirbelsubluxationen können zu einer autonomen Dysregulation führen und die Anpassungsfähigkeit des Organismus beeinträchtigen. So geht beispielsweise auch die Polyvagal-Theorie (PVT)5 davon aus, dass der jeweilige körperliche Zustand die Bandbreite des Verhaltens und der psychologischen Erfahrung begrenzt. Diese Theorie verknüpft die Entwicklung des autonomen Nervensystems mit affektiven Erfahrungen, also impulsartigen Gefühlen. Denn Selbstregulierung, Resilienz und Anpassungsfähigkeit hängen eng mit dem Körpersystem zusammen. Dieses Modell wird weitgehend von Studien gestützt, die kardiale vagale, den Vagus-Nerv betreffende, Kontrolle untersuchen. Durch die Analyse und Korrektur von Wirbelsäulensubluxationen sollen Justierte auf einen optimalen physiologischen Weg gebracht werden. Das stärkt in diesem Sinn dann auch deren Widerstands- und Anpassungsfähigkeit.
Diese vier Beispiele sollten dazu ermutigen, dass wir auch oder gerade in unruhigen Zeiten an unseren guten Routinen – von Sport bis zum Besuch in der Chiropraxis des Vertrauens – festhalten.
1https://www.tk.de/resource/blob/2130932/70a0d93d19f6444f06310379441bd046/gesundheitsreport-2022-data.pdf
2Vgl. dazu den Artikel : https://theconversation.com/the-power-of-short-breaks-movement-and-other-practices-on-improving-mental-health-4-essential-reads-187413