Gesunde Rauschzustände durch maßvollen Sport
„Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundheit gefunden.“ (Hippokrates, ca. 460–377 v. Chr.)
Von der Anstrengung zur Wohltat – für Bewegungsmuffel klingt das eher nach einem leeren Versprechen. Doch alle, die sich regelmäßig bewegen, wissen: Schon beim Sport und erst recht hinterher fühlt man sich einfach viel besser – wenn das rechte Maß eingehalten wurde. Was passiert dabei in der Körper-Hirn-Kommunikation und warum legt auch die Chiropraktik so viel Wert auf den Aspekt? Diesen Fragen gehen wir hier auf den Grund.
Fangen wir mit den einfachen Dingen an: Arbeit am eigenen Wohlbefinden schließt individuelle Bewegungsprogramme ein. Denn mehrere Jahrzehnte Forschung haben gezeigt, dass körperliche Betätigung für die Gesundheit förderlich ist. Unterschiedliche Studien belegen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und einem geringeren Risiko für einen vorzeitigen Tod und Dutzende von chronischen Erkrankungen, darunter Diabetes, Bluthochdruck, Krebs und Herzkrankheiten.1,2 In den letzten zwei Jahrzehnten zeigen darüber hinaus immer mehr Forschungsergebnisse, dass Bewegung auch der psychischen Gesundheit sehr zuträglich ist. Regelmäßige körperliche Betätigung kann Angstzustände, Depressionen, Symptome der Parkinson-Krankheit und andere häufige psychischen oder neurologischen Probleme verringern. Auf die Liste positiver Effekte kommen noch verbesserte kognitive Leistungen, weniger Stress und ein höheres Selbstwertgefühl.
Auch wenn einige Fragen zu der genauen Wechselwirkung zwischen Körper, Nervensystem und Bewegung noch offen sind, steht bereits fest, dass Sport eine Reihe von Auswirkungen auf das Gehirn hat. Von der Steigerung des Stoffwechsels und der Durchblutung über die Förderung der Bildung neuer Gehirnzellen – ein Prozess, der Neurogenese genannt wird – bis hin zur vermehrten Freisetzung verschiedener chemischer Stoffe im Gehirn, einschließlich derjenigen, die mit Lernen und Gedächtnis zusammenhängen.
High durch Laufen?
Besonders dieses Thema hat auch die Neurowissenschaftlerin Dr. Hilary A. Marusak von der Wayne State University (WSU) School of Medicine in Detroit Michigan, USA, analysiert. Sie spürte speziell den körpereigenen, sogenannten Endocannabinoiden nach. Der cannaboide Rauschstoff Tetrahydrocannabinol – besser bekannt als THC – ist als psychoaktive Verbindung in Cannabis vielen bekannt. Diese Stoffe rufen bei Menschen ein Rauschgefühl hervor.
Jeder Mensch stellt auch seine eigenen Versionen dieser Chemikalien her. Im Körper generierte Endocannabinoide wirken im gesamten Gehirn und Körper. Sie bewirken unter anderem Schmerzlinderung, Abbau von Angst und Stress sowie Verbesserung von Lernen und Gedächtnis. Sie beeinflussen auch Hunger, Entzündungen und die Funktion des Immunsystems.
Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass genau diese Endocannabinoide – und nicht wie bisher angenommen, Endorphine – die Hauptakteure des Läufer-Highs sind. Um dieser Idee nachzugehen, hat die Neurowissenschaftlerin mit ihrem Team Auswirkungen einer Trainingseinheit – wie ein 30-minütiger Lauf – mit den Auswirkungen regelmäßiger Programme, wie einem 10-wöchigen Lauf- oder Kraftprogramm, verglichen. Es zeigte sich, dass jedes Training den Endocannabinoidspiegel erhöhte. Am beständigsten waren die Auswirkungen bei dem sogenannten „Glücks“-Molekül Anandamid, das seinen Namen unter anderem aufgrund seiner positiven Auswirkungen auf die Stimmung hat.
Regelmäßige Bewegung und Justierung
Weiteres Ergebnis: Ob Laufen, Schwimmen oder Gewichtheben, Personen mit und ohne Vorerkrankungen – eine moderate, d.h. nicht zu geringe Trainingsintensität erhöht den Endocannabinoidspiegel am deutlichsten. Die Studienauswertung deutet darauf hin, dass es wichtig ist, das Training mindestens 30 Minuten lang bei ca. 70 bis 80 Prozent der individuellen maximalen Herzfrequenz zu absolvieren, um die Vorteile voll ausschöpfen zu können.3
Um diese Effekte für sich zu nutzen, muss das rechte Maß an Bewegung und auch der individuell passende Sport gefunden werden, der Freude bereitet. Nicht zuletzt dient dazu auch die regelmäßige Justierung in einer chiropraktischen Praxis. So können eventuell vorliegende mechanische Blockaden behoben werden, die ggf. Bewegungen beeinträchtigen. Vor allem aber sorgen regelmäßige Justierungen dafür, dass eine unbeschwerte Hirn-Körper-Kommunikation die wertvollen Impulse für mehr Wohlbefinden ungestört umsetzen kann.
Quellen (zuletzt aufgerufen am 25.04.2022):
(1) https://journals.lww.com/co-cardiology/Abstract/2017/09000/Health_benefits_of_physical_activity__a_systematic.10.aspx
(2) https://bjsm.bmj.com/content/54/20/1195
(3) https://theconversation.com/the-runners-high-may-result-from-molecules-called-cannabinoids-the-bodys-own-version-of-thc-and-cbd-170796