Muskeln gegen (Zell-)Müll – wie Krafttraining den Körper aufräumt
Dass Sport ein wesentlicher Bestandteil für ein gesundes Leben ist, sollte hinlänglich bekannt sein. Egal ob verbesserte Herz-Kreislauf-Funktion durch Ausdauertraining oder erhöhtes Kalorien-Verbrennen durch HIIT (Hochintensives Intervall-Training) – es gibt verschiedene Herangehensweisen, um die unterschiedlichsten Zielsetzungen in Angriff zu nehmen. Doch die Universität Bonn konnte nun nachweisen, dass speziell Krafttraining eine wichtige, bisher wenig beachtete Funktion im Körper übernimmt: die „Müllentsorgung“. Hier ein paar Hintergründe dazu und an welcher Stelle die Chiropraktik ins Spiel kommen kann.

Krafttraining hilft bei der Zellerneuerung
Durch die Reproduktion unserer DNA entstehen täglich unzählige Schäden in unseren Zellen.1 Diese bei 100 Billionen (!) Zellen im menschlichen Körper ausfindig zu machen, ist eine Mammutaufgabe. Damit unser Gewebe und unsere Organe möglichst lange funktionstüchtig bleiben, müssen diese veralteten und beschädigten Zellbestandteile regelmäßig abgebaut werden. Dies geschieht in Form von Autophagie – wörtlich übersetzt „Selbst-Essen“.1 Was zunächst vielleicht gruselig klingt, ist ein raffinierter Vorgang, bei dem die beschädigten Zellteile oder auch Krankheitserreger (z.B. Viren) von einer zellulären Membran eingeschlossen werden.2 Diese „Müllbeutel“ werden dann zersetzt und recycelt. Rückstände werden praktischerweise von der Zelle wiederverwendet.1 Autophagie läuft zwar grundsätzlich automatisch ab, doch die Universität Bonn konnte feststellen, dass Krafttraining diesen Prozess begünstigt.3 Grund hierfür ist das Protein BAG3, welches entscheidend an der Membranbildung beteiligt ist. Durch Krafttraining wird dieses in der Muskulatur aktiviert und kann erst dann beschädigte Bestandteile effizient binden.3 Überraschend ist hierbei, dass die meisten andere Proteine erst aktiviert werden, wenn sie sich an Phosphatgruppen binden. Bei BAG3 ist dies jedoch genau andersherum. Durch die Belastung der Muskulatur lösen sich die Phosphatgruppen von BAG3 und das Protein wird aktiv.3
Durchbruch in mehreren Forschungsgebieten?
Von den Ergebnissen erhoffen sich die Wissenschaftler*innen zukünftig große Fortschritte in der Medizin. So soll das Protein BAG3 bei der Therapieentwicklung gegen Herzversagen oder Nervenerkrankungen helfen.3 Doch auch die Raumfahrt konnte von den neuen Erkenntnissen profitieren. Durch den mangelnden Widerstand bei Kraftübungen in der Schwerelosigkeit leiden Astronaut*innen häufig unter Muskelschwund. Vermutet wird, dass dies an einem Rückgang von BAG3 liegt.3 Deshalb wird nach Wegen geforscht, das Protein im Körper aktivieren oder zuführen zu können.
Weitere positive Effekte von Krafttraining
Krafttraining ist für mich schon immer ein interessantes Themengebiet gewesen, denn neben dieser neu entdeckten Funktion bietet es noch viele weitere Vorteile. So kann es mehreren Studien zufolge Demenz vorbeugen. Bereits 150 Minuten pro Woche haben laut der WHO einen nachweisbaren Effekt4 und können so dafür sorgen, dass wir sogar noch im hohen Alter an unsere schönsten Erinnerungen zurückdenken können. Genauer gehe ich darauf in meinem Artikel „Kraft des Erinnerns“ ein. Auch wer es bisher versäumt hat, einen Einstieg ins Krafttraining zu finden: Es lohnt sich, jederzeit damit anzufangen – denn selbst im gehobenen Alter können wir großen Nutzen aus regelmäßigem Training ziehen. Positive Effekte aufs Immunsystem und die Reduktion von psycho-motorischen Stress sind dabei nur einige Beispiele. Und natürlich steigert Bewegung das eigene Wohlbefinden. Zufriedenheit und Gesundheit sind für mich daher immer die besten Argumente, um sich sportlich zu betätigen. Zusätzlich können sich vor allem ältere Menschen auf diese Weise aber auch ein Stück der Eigenständigkeit beibehalten. Ältere Personen, die regelmäßig trainierten, gaben so an, dass ihre Angst vor Stürzen abnahm.5 Auf diese Weise können wir uns bis ins hohe Alter einen Teil unserer eigenen Mobilität bewahren. Mehr dazu in meinem Artikel „Ist Widerstand zwecklos? Nicht beim Kraftaufbau.“.
Chiropraktische Unterstützung für ein ausgewogenes Programm
Um die positiven Einflüsse von Bewegung und insbesondere auch Krafttraining auf die Gesundheit bestmöglich begleiten zu können, setze ich in meiner Praxis auf chiropraktische Justierungen. Sie können zum Beispiel dabei unterstützen, das Körpersystem zu mobilisieren, die Regeneration zu fördern und Abläufe zu optimieren – z.B. die bereits erwähnte „Müllentsorgung“. Auch die Adaption an neue Bewegungsmuster kann durch chiropraktische Justierungen befördert werden. Sprechen Sie uns bei Fragen daher gerne jederzeit an.
Quellen (zuletzt abgerufen am 10.01.2025):
1 https://www.biophys.mpg.de/2746239/autophagie-pia-erdbruegger
2 https://www.focus.de/gesundheit/longevity/regeneration/autophagie-so-funktioniert-die-selbstreinigung-der-zellen_id_185436935.html
3 https://www.dasgehirn.info/aktuell/neues-aus-den-instituten/krafttraining-aktiviert-zellulaere-muellentsorgung
4 https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/who-erwachsene-brauchen-mindestens-21-minuten-bewegung-pro-tag-neue-empfehlungen-a-5db0cf79-8aea-4408-9ebb-5ae267fa9c7f
5 https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/detailseite/2016/news-im-august-2016/koerperliches-training-und-soziale-unterstuetzung-verringern-gebrechlichkeit-und-mangelernaehrung/