Psychische Gesundheit im Kontext von Ernährung, Bewegung und chiropraktischen Justierungen
Chiropraktische Behandlungen zielen grundsätzlich darauf ab, die Reaktions- und Selbststeuerungsoptionen von Gehirn und Körper zu erweitern. Dafür werden je nach Situation alle Gesundheitsbereiche berücksichtigt – einschließlich anderer Behandlungen, Bewegung, Ernährung etc. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Jeder Aspekt der Lebensführung ist wichtig, um persönliche Zielsetzungen erreichbarer werden zu lassen. Auch das seelische Erleben, Emotionen und Resilienz gegen Stress gehören fest dazu.
Für ein besseres Verständnis sehen wir uns das Wechselspiel von Körper und Psyche an: Psychiatrische Komorbidität und Suizidrisiken zeigen sich statistisch häufiger bei Patient*innen mit schmerzhaften körperlichen Symptomen wie chronischen Kopf-, Rücken- oder Gelenkschmerzen.1 Jüngste Studien deuten darauf hin, dass autonome Dysfunktionen bei der Entstehung von Migräne oder chronischen Kopfschmerzen und depressiven Störungen eine Rolle spielen. Gesteuert wird das autonome Nervensystem hauptsächlich durch Reflexzentren im Rückenmark, Hirnstamm und Hypothalamus. Das Lösen von Subluxationen durch Justierungen und der Wirkungszusammenhang im Kontext von psychischen Problemstellungen ist seit Langem auch ein Feld theoretischer Analysen. 2007 kam eine systematische Übersichtsarbeit, die psychologische Ergebnisse in randomisierten kontrollierten Studien zur Wirbelsäulenmanipulation untersuchte, zu dem Schluss, dass „es Hinweise darauf gibt, dass die Wirbelsäulenmanipulation die psychologischen Ergebnisse im Vergleich zu verbalen Interventionen verbesserte.“ Positive Reaktionen wurden bei Personen mit Erkrankungen wie Sucht, ADHS, Autismus, Legasthenie, Lernbehinderungen und Depression berichtet.2
Chiropraktische Justierungen
Depressionen sind dabei weit verbreitet: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation leiden weltweit etwa 10 bis 20 Prozent aller Jugendlichen an einer psychischen Störung wie Depression. Und die Hälfte aller psychischen Erkrankungen beginnt im Alter von 14 Jahren. Da die Pubertät so wichtig und prägend für das Leben eines Menschen ist, gilt es, Wege zu finden, um das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen zu schützen oder zu verbessern. Neben dem Beheben von Subluxationen der Wirbelsäule geben Studien weitere Hinweise, u.a. zu den Bereichen Ernährung und Bewegung.
Was du isst, macht einen Unterschied
Gute Ernährung ist unbestritten wichtig für die körperliche Gesundheit. Fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag gelten als gesundheitsfördernd. Neu sind die Hinweise, dass dies auch für die mentale Gesundheit gilt. Studien der britischen Universität von Ostanglien haben im Sommer 2021 ergeben, dass eine nährstoffreichere Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie gesündere Frühstücks- und Mittagsessensgewohnheiten mit einem besseren Wohlbefinden bei Kindern in Verbindung stehen. Die Analysen betrafen 1.253 Grundschüler*innen im Alter von 8-11 Jahren und 7.570 Schüler*innen der Sekundarstufe im Alter von 12-18 Jahren.
Schülerinnen und Schüler wurden dabei Fragen zu ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrem Gesundheitszustand, ihrer Lebenssituation und negativen Erfahrungen (z.B. ob sie gemobbt wurden oder Zuhause Streit oder Gewalt erlebt haben) sowie Fragen zu den Lebensmitteln gestellt, die sie normalerweise essen. So sollte eine Verzerrung auf Ernährung und das Wohlbefinden für sich allein verhindert werden. Die Ergebnisse: In der Gruppe der Sekundarschüler*innen war ein höherer Verzehr von Obst und Gemüse mit höheren Werten für das psychische Wohlbefinden verbunden – etwa 8 Prozent höher für diejenigen, die täglich bis zu fünf Portionen aßen, im Vergleich zu denjenigen, die kein Obst oder Gemüse zu sich nahmen. Wer auf Frühstück und/oder Mittagessen verzichtete, hatte eine annähernd um 7 Prozent niedrigere Bewertung seines Wohlbefindens. Um diese Zahlen in die richtige Perspektive zu rücken: Kein Frühstück oder Mittagessen zu sich zu nehmen, war mit einer ähnlich negativen Auswirkung auf das psychische Wohlbefinden verbunden wie bei Kindern, die Zuhause regelmäßig Streit oder Gewalt miterleben. Somit ist der Zugang zu regelmäßigen, ausgewogenen und vitaminreichen Mahlzeiten ein wichtiger Schlüssel für das eigene Wohlbefinden.
Du lebst, wie du dich bewegst
Die schwere depressive Störung ist eine weltweit weit verbreitete Erkrankung, von der mehr als 264 Millionen Menschen betroffen sind. Die Pathophysiologie dahinter ist komplex und wahrscheinlich auf verschiedene, möglicherweise interagierende Mechanismen zurückzuführen. Bei einigen Patient*innen ist die depressive Verstimmung so tiefgreifend, dass sie wie versteinert sind; sie sind unfähig, etwas zu fühlen, und beschreiben die Welt als farblos und leblos. In mehreren präklinischen und klinischen Studien wurde sogar eine veränderte Neuroplastizität beschrieben, wie z.B. eine geringere synaptische Dichte im Gehirn, die mit der Schwere der depressiven Symptome in Verbindung gebracht wird. Da diese Verringerung einen gewissen Zusammenhang mit der in klinischen Skalen gemessenen Symptomschwere zeigte, könnte die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der synaptischen Plastizität von entscheidender Bedeutung für die Behandlung von schweren depressiven Störungen sein. Eine Studie aus 2020 hat in diesem Zusammenhang die Wirksamkeit von chiropraktischen Justierung bei Schlaganfall-Patient*innen untersucht. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich sensomotorische Areale dadurch signifikant aktivieren ließen, also dass Justierungen bei der Regeneration unterstützend wirken können.3 Sie würden so die Neuroplastizität befördern.
Auch körperlicher Aktivität wird eine solche Wirkung zugeschrieben, da sie bei gesunden Personen mit einem höheren Maß an Neuroplastizität in Verbindung gebracht wird und auch als Schutzfaktor gegen das Auftreten von Depressionen identifiziert wurde. Die Wirkung von Sportprogrammen wurde bei Depression umfassend untersucht und der klinische Nutzen und die therapeutische Relevanz wurden nachgewiesen, selbst bei kurzfristigen Interventionen. So kam auch eine Studie der Medizinischen Fakultät in Bad Oeynhausen aus der Arbeit mit klinischen Patient*innen zu dem Ergebnis, dass mit zunehmender Sportbeteiligung die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu leiden, um 25 Prozent sank.4
In den verschiedenen Studien zu Justierungen, Ernährung und Bewegung im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit zeigen sich also unterschiedliche Ansätze, an denen eine ganzheitliche Betrachtung auch zur Wahrung und Verbesserung des mentalen Wohlbefindens ansetzen kann.
Quellen (zuletzt aufgerufen am 30.11.2021):
1) https://link.springer.com/article/10.1007/s00482-008-0735-8
2) https://www.researchgate.net/publication/320373922_Chiropractic_and_Mental_Health_A_Brief_Overview/citation/download
3) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7288271/
4) https://journals.lww.com/jrnldbp/Abstract/2009/10000/Sports_Participation_as_a_Protective_Factor.2.aspx