Meine eigenen Kinder vergessen? Nicht mehr wissen, wer ich bin? Von Alzheimer-Demenz-Betroffene erleben genau das. Sie verlieren teilweise rapide schnell die Erinnerungen an ihr Leben oder an nahestehende Personen. In Deutschland leiden derzeit etwa 1,8 Millionen Menschen daran. Im Jahr 2050 werden es voraussichtlich 2,8 Millionen sein.1 Leider steigt die Zahl der diagnostizierten Fälle von Alzheimer-Demenz permanent. Um den Trend umzudrehen, braucht es sowohl in der Prävention als auch nach der Diagnose selbst einen entschiedenen Kampf gegen das Vergessen. Krafttraining kommt dabei den wenigsten in den Sinn. Was aber, wenn Kraft auch bedeutet, sich noch im hohen Alter an den ersten Kuss erinnern zu können?2
In der Tat ist Krafttraining mehr als nur „junge Muskelprotze, die ihre Körper aufpumpen“. Krafttraining ist gezielte Bewegung – und diese gilt nicht umsonst in der Chiropraktik als eine der fünf Säulen der Gesundheit. Wie positiv sich das richtige Maß an Bewegung auf die Neuroplastizität auswirkt, ist gründlich untersucht.
Kopfarbeit
Körperliche Bewegung sorgt dafür, dass im Hippocampus und im frontalen Kortex neue Gehirnzellen sprießen, neue synaptische Verknüpfungen entstehen und sich etablieren. So sortiert und verbessert sich unser Lern- und Erinnerungsvermögen. Als Erkrankung greift die Alzheimer-Demenz destruktiv in diesen Prozess ein. Ein abnehmendes Kurzzeitgedächtnis sowie das Auslöschen verankerter Inhalte im Langzeitgedächtnis sind die Konsequenz. Wichtige Erinnerungen, die unser Wesen ausmachen. Räumliche und zeitliche Orientierung, Sprache, die eigene Auffassungsgabe und das allgemeine „Denken“ können so beeinträchtigt sein.
Alzheimer ist aber nicht unbedingt ein unabwendbares Schicksal. Eine seit über 44 Jahren geführte Studie zeigt eindrucksvoll: Menschen mit hoher körperlicher Fitness haben ein um bis zu 88 Prozent geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken.3 Regelmäßige Bewegung fördert nämlich nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit. Mit Bewegung ist aber nicht nur Spazierengehen gemeint, sondern laut neuen Beobachtungen besonders auch Krafttraining. Denn in einer Studie mit 184 Personen im Alter von 85 bis 99 Jahren wurde untersucht, wie sich die Integration von Krafttraining neben Ausdauertraining in den Alltag auswirkt.2 Als Ergebnis konnten die Forschenden nachweisen, dass Personen, die sich nicht körperlich betätigten, bei den kognitiven Tests am schlechtesten abschnitten. Im Gegensatz dazu haben diejenigen, die sowohl Ausdauer mit Schwimmen oder Radfahren als auch Kraft z.B. mit Gewichtheben in ihre Routine einbauten, eine signifikant bessere geistige Beweglichkeit bewiesen. Ihr Gehirn konnte also schneller Daten verarbeiten und sich anpassen, sie zeigten Entwicklung statt Degeneration.2
Wöchentlich 150 Minuten Training für ein Leben voller Erinnerungen
Dies deckt sich mit den Erkenntnissen der WHO aus 2020, wonach ältere Erwachsene mindestens 75 bis 150 Minuten intensive körperliche Belastung pro Woche ausüben sollten – davon an mindestens zwei Tagen Krafttraining, welches alle Muskelgruppen beansprucht.4 Denn auch das gesamte Bewegungssystem profitiert vom Krafttraining: Rückenschmerzen werden bekämpft, die Körperhaltung verbessert, Osteoporose (Knochenbrüchigkeit) vorgebeugt und das Sturzrisiko im Alter verringert.5 Trotzdem betreibt laut einer Studie nicht einmal ein Fünftel der Bevölkerung in Europa ausreichend Krafttraining.5
Pump up your Brain
Wenn (Kraft-)Training also den Körper pflegt und erhält sowie die Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit unseres Gehirns unterstützt: auf geht´s. Wie und was sinnvoll ist, kann ebenfalls Bestandteil der Leistungen im chiropraktischen Gespräch sein. Darüber hinaus zeigten Forschende, dass jede einzelne Sitzung mit chiropraktischen Justierungen die Art und Weise, wie unser Gehirn sensorische Informationen verarbeitet, beeinflussen und verbessern kann.6 Im Zusammenspiel aus Justierungen und den fünf Säulen der Gesundheit entsteht so eine optimierte Ausgangslage für mehr Wohlbefinden – unabhängig vom Alter.