Was die Chiropraktik im Sport leisten kann
Prominente Fürsprecher aus dem Profisport hatte die Chiropraktik immer: Martina Navratilova, Muhammed Ali, Arnold Schwarzenegger, Ursain Bolt, Bradley Wiggins und viele aktuell Aktive wie z.B. Tiger Woods betonen, wie sehr sie auch sportlich von Justierungen profitier(t)en Profi- und Weltklasse-Athleten versuchen dabei in der Regel zwei Ziele mithilfe von Chiropraktik zu erreichen: zum einen die bessere Koordination und Steuerung des Bewegungssystems – zur Optimierung ihrer Leistung – und zum anderen die Vermeidung von Ausfällen durch Verletzungen sowie eine schnelle Rehabilitation nach Belastung wie auch Verletzung. Tatsächlich schätzt der amerikanische Trainingsphysiologe Sean Atkins, dass mindestens 90 Prozent der Elite-Athleten regelmäßig Chiropraktik anwenden.
Ein Meilenstein beim Einsatz von Chiropraktik im Sport sind die Olympischen und Paralympischen Spielen 2012 in London. Hier wurden zum ersten Mal intensive chiropraktische Versorgungsleistungen bei einem internationalen Wettkampf dieses Formats angeboten. Neben dem Team von Chiropraktiker*innen in der Abteilung für Physiotherapie innerhalb des medizinischen Zentrums der Olympischen Spiele schickten viele Länder ihr eigenes Chiropraktik-Team. Allein das US-Team entsandte über 100 Chiropraktiker*innen zur Behandlung ihrer Athleten.
Eine der Sportarten, bei denen chiropraktische Behandlungen am häufigsten angewendet werden, ist American Football. Hier werden Chiropraktiker*innen in erster Linie als Experten für das Bewegungssystem, mit Fokus auf die Wirbelsäule, eingesetzt. Chiropraktiker*innen eines NFL-Teams justieren während einer Saison 30 bis 50 Mal pro Woche. Die 34 Chiropraktiker*innen die für NFL-Teams arbeiten, führen Chiropraktiker*innen bis zu ca. 27.000 Behandlungen in nur 16 Wochen durch. Chiropraktik ist so in den letzten Jahrzehnten ein zunehmend wichtiger Bestandteil des Trainings- und Erholungsprogramms vieler Athleten geworden. Was aber zeichnet die Chiropraktik aus, welche Unterstützung bietet sie?
Daraus ergeben sich im anspruchsvollen Sportbereich eigene Fragestellungen: Erzielen Sportler, die von Chiropraktiker*innen behandelt werden, spezifische Leistungsvorteile?
Bisher ist dieser generellen Frage in chiropraktischen und verwandten Publikationen mit einer Vielzahl von Einzelaspekten nachgegangen worden. Der Blick in die Literatur verweist dabei in etlichen Facetten Hinweise auf mögliche Wirkungszusammenhänge.
Verbesserung der kognitiven/motorischen Reaktionszeit (RT) sowie des motorischen Trainings
In Studien wurde der Zusammenhang zwischen kognitiven/motorischen Reaktionszeiten, motorischem Aufgabentraining und dem Vorliegen einer Dysfunktion der Halswirbelsäule (HWS) untersucht. Kelly et al. (2000) untersuchten Beziehungen zwischen der Anzahl klinisch festgestellter HWS-Gelenksdysfunktionen und einer Reihe von Reaktionszeit-Messungen der kognitiven/motorischen Verarbeitung. Dreißig Probanden wurden auf das Vorliegen einer HWS-Dysfunktion untersucht. Unter Verwendung eines Computers und einer Computertastatur durchliefen die Probanden nach der körperlichen Beurteilung drei verschiedene Tests, die einen visuellen Stimulus auf dem Computerbildschirm und die Reaktion auf einen bestimmten Tastaturanschlag beinhalteten. Aufbauend auf diese Untersuchungen stellten Lersa et al. (2005) fest, dass das Vorhandensein von zwei oder mehr Stellen einer Dysfunktion der Halswirbelsäule mit einer langsameren und/oder weniger präzisen Leistung bei einer Reihe von Reaktionszeiten-Aufgaben zusammenhängen kann.
An der University of Auckland gab es weiterführende Untersuchungen, ob chiropraktische Justierungen Reaktionszeiten verändern können. Zwei Gruppen wurden getestet: Eine erhielt Wirbelsäulenjustierungen, während die Kontrollgruppe nur eine kurze Ruhezeit hatte. Bei der Gruppe der Justierten zeigte sich eine Verkürzung der Reaktionszeit um 97 Millisekunden, was einer um 14,8 Prozent schnelleren Reaktionszeit entspricht. Damit ergab sich eine deutliche Verbesserung gegenüber der Kontrollgruppe, die nur eine durchschnittliche Verkürzung der Reaktionszeit von 58 Millisekunden, d.h. eine um 8 Prozent schnellere Reaktionszeit, zeigte.
Die Implikationen für diese Ergebnisse sind weitreichend und die Daten können anekdotische Beweise für eine verbesserte sportliche Leistung unter chiropraktischer Behandlung unterstützen. Die Fähigkeit, schneller zu reagieren, bietet gerade Sportlern, die auf optimale Reaktionsreflexe angewiesen sind, zusätzliche Vorteile – sowohl bei der Leistungssteigerung als auch bei der Vermeidung von Verletzungen.
Sauerstoffsättigung im Blut und Pulsfrequenz
Einen ersten Hinweis auf Unterstützung von Ausdauerleistungen durch Justierungen bietet eine Masterthesis aus dem Jahr 2019. Sie untersuchte, ob nach einer chiropraktischen Justierung die Erhöhung des Sättigungsgrades des Blutes mit Sauerstoff und Mäßigung der Pulsfrequenz bei Marathonläufer*innen messbar wäre. Vor der Aufnahme der eigentlichen Datenanalyse wurde sichergestellt, dass die Auswahl der Testpersonen nach klaren, einheitlich angewandten Einschluss- und Ausschlusskriterien erfolgt ist. Darüber hinaus wurde die Zusammensetzung der beiden untersuchten Gruppen verglichen, um Faktoren zu erkennen, die womöglich die Deutung der Messresultate verzerren könnten. Die Ergebnisse der drei Untersuchungsgänge haben im Rahmen der Genauigkeit des eingesetzten Messinstruments den positiven Effekt der chiropraktischen Justierung bei Marathonläufer*innen auf die Pulsfrequenz und auf den Sauerstoffgehalt ihres Blutes dokumentiert. Diese Feststellung ist nicht zuletzt deshalb aussagekräftig, weil die Basisdaten der „Verum“-Probanden* zumindest teilweise schlechter waren als jene der Kontrollprobanden.
*Probanden die chiropraktisch behandelt wurden
Chiropraktische Versorgung für eine bessere Regeneration sowie zur Vermeidung von Ausfällen
Eine Umfrage unter 36 Cheftrainern der National Football League (NFL) zeigte, dass zertifizierte Sporttrainer Chiropraktiker*innen vor allem als Wirbelsäulenspezialisten sehen, die Verletzungen des unteren Rückens und andere Verletzungen des Bewegungsapparats behandeln.
Chiropraktische Justierungen bauen dabei auf die systemische Selbsterhaltung. Demnach verfügt jeder Organismus über Regenerationsfähigkeiten und Selbstregulationskräfte, die durch Umweltfaktoren (Ernährung, Verletzungen etc.) befördert oder gestört werden können. Für die Verarbeitung, Beurteilung und Steuerung körpereigener Antworten ist wiederum das Zentrale Nervensystem (ZNS)verantwortlich. Stören Subluxationen die korrekte Weitergabe und damit Interpretation von sensorischen Reizen, kann das zu Fehlreaktionen führen. Justierungen sollen dieses Risiko minimieren oder bestehende Störungen beheben. Damit bieten Chiropraktiker*innen effiziente und wirksame Präventionsansätze bzw. zielführende Behandlungen für verletzte Athleten an und können Erfahrungsberichten zufolge so auch eine schnellere Rückkehr zum Sport ermöglichen.
Verminderung der Muskelhemmung
Suter et al. (2000) untersuchten dafür in einer Doppelblindstudie die Auswirkungen einer gelenkmanipulativen Behandlung des Iliosakralgelenks (SI) auf die Knieextensorenhemmung (MI) bei Patienten mit Schmerzen im vorderen Knie (AKP). Die Ergebnisse deuteten laut der Studienautoren darauf hin, dass nach Justierung des SI-Gelenkes die MI in den betroffenen Beinen der Behandlungsgruppe signifikant vermindert war Es wird vermutet, dass der veränderte afferente Input, der sich aus der Stimulation dieser Rezeptoren ergibt, den Schmerz-Krampf-Zyklus unterbricht, der aus Zuständen wie AKP resultiert, indem er die Erregbarkeit der Motoneuronen der auf das Kniegelenk einwirkenden Muskeln verändert.
Neben dem Schmerzempfinden untersuchte Morley in einer weiteren Studie die Wirksamkeit von Justierungen der Wirbelsäule und/oder der unteren Extremitäten bei der Behandlung von chronisch verletzten Sportlern. Seine Studie zeigt, dass die Justierungen eine Wiederherstellung der Gelenkbeweglichkeit und eine Reduktion der Triggerpunkte bewirkten, was wiederum zu einer dramatischen Verringerung der Schmerzen führte sowie zu einer spürbaren Verbesserung der Fähigkeit, ein bestimmtes Sportereignis durchzuführen.
Quellen:
· https://advancedbodydynamics.com/can-athletes-benefit-from-chiropractic/
· https://metro.co.uk/2012/12/06/chiropractic-formed-part-backbone-london-2012-3816197/
· https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2989393/
· https://www.thejoint.com/2015/09/10/professional-athletes-choose-chiropractic}
· https://chiropraktik-badreichenhall.de/wp-content/uploads/2019/12/Masterthesis-Marathon.pdf
· https://chappellhealth.com/2012/05/chiropractic-effects-on-athletic-ability/
· https://www.valparaisochiropractor.com/why-more-professional-athletic-teams-are-using-chiropractors/